Geschichte der Grafen zu Tirol von Graf Albrecht I. bis zu Kaiser Rudolf II. in Bildnissen - Kunstschrift (Fragment) - BSB Cod.icon. 450

Bayerische Staatsbibliothek

Beschreibung

Dieses Werk ist Titelblatt und Anfang eines Entwurfes oder ein nicht fortgeführtes Fragment der illustrierten Geschichte Tirols mittels Portraits und Biographien (Contrafaktur) der Landesfürsten in Kalligraphie. Das manieristische Artefakt verdichtet Pictura, Motto und Subscriptio eines zu dieser Zeit aufkommenden Text- und Bilddenkens. Es übernimmt die Texte, d.h. Titel, Biographie Graf Albrechts III. von Tirol, Disticha und Elogien aus der deutschen Fassung des Stichwerks "Tirolensium principum comitum" von Dominicus Custos (1560-1612) und Marcus Henning und überträgt den Dekor der Vorlage in Mikrographie. Der Schreiber der mikrographischen Kopie Johann Christian Mahler, Hofschreiber am Prager Hof, könnte dem Namen nach zu den jüdischen Schreibern gehört haben, die Kaiser Rudolf II. (1552-1612), Liebhaber und Sammler kalligraphischer Werke der Buchkunst, beschäftigte. Die Mikrographie als Sonderform des Figurengedichtes, welches seinerseits als Schreibkunst ab dem 15. Jh. wieder beliebt wurde, ist in genuin jüdischer Schrifttradition eine vor allem in aschkenasischen Bibelhandschriften, speziell als Dekor der Randkommentare (Masora figurata) vom Mittelalter bis in die Moderne häufig benutzte Schriftform. Das hier verwendete Kunstmittel der Mikrographie ist jedoch auch im Kontext der Herrscherpanegyrik christlicher Prägung zu betrachten, anknüpfend an die von den karolingischen Hofdichtern Alkuin (730-804) und Hrabanus Maurus (780-856) in die christlich-abendländische Dichtung überführte spätantike Tradition, die in der Frühen Neuzeit eine Renaissance erfuhr. // Datum: 2019

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